Bargeld-Chronik

4. Mai 2016
Der Rat der Europäischen Zentralbank hat entschieden, die Ausgabe des Fünfhundert-Euro-Scheins zu beenden. Zeitpunkt für das Ausgabe-Ende solle „gegen Ende 2018“ sein. Zu diesem Zeitpunkt sollen die überarbeiteten 100- und 200-Euro-Scheine eingeführt sein. Die im Umlauf befindlichen 500er sollen gesetzliches Zahlungsmittel bleiben und unbegrenzt umtauschbar sein.

13. Juni 2016
Es gebe erste Hinweise, dass Bürger ihre Fünfhunderter eintauschen, so Bundesbank-Präsident Jens Weidmann auf einem Bundesbank-Symposium zum Bargeld. Sein für das Thema zuständiger Vorstandskollege Carl-Ludwig Thiele bestätigte, dass 500-Euro-Scheine „verstärkt“ eingetauscht werden.

13. Juni 2016
Die von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) ins Gespräch gebrachte Obergrenze für Bargeldzahlungen von 5000 Euro ist nach Ansicht des ehemaligen Verfassungsrichters Hans-Jürgen Papier mit Blick auf das Grundgesetz bedenklich. Jede Grenze sei eine Einschränkung von Grundfreiheiten wie das Eigentumsrecht oder das Recht auf Vertragsfreiheit. Auch das Recht auf informationelle Selbstbestimmung sei möglicherweise betroffen, sagte Papier am Montag auf dem Bargeld-Symposium der Bundesbank. Mit Obergrenzen werde Bundesbürgern vorgeschrieben, dass ab einer bestimmten Höhe Zahlungen nicht mehr bar vorgenommen werden können.

21. Juli 2016
Studie: Fast jeder Zweite (46 Prozent) kann sich laut einer Studie des Digitalverbands Bitkom vorstellen, künftig in beinahe allen Alltagssituationen bargeldlos zu bezahlen. Noch vor einem Jahr lag die Zahl bei gut einem Drittel (36 Prozent). Mit 53 Prozent ist die Zahl derer, die auf Scheine und Münzen verzichten könnten, in der Altersgruppe der 30- bis 49-Jährigen am höchsten. Bei den 50- bis 64-Jährigen sind es 46 Prozent. Bei den Befragten über 64 waren es immerhin 39 Prozent. In der jüngeren Altersgruppe von 14 bis 29 Jahren können sich 45 Prozent vorstellen, weitgehend ohne Bargeld auszukommen.

2. August 2016
Studie Barkow Consulting: Trotz Digitalisierung und bargeldlosen Bezahlens hat die Bargeldhaltung in Deutschland einen Rekord erreicht. In den vergangenen drei Jahren ist das Volumen an Scheinen und Münzen, das die Deutschen bunkern, um 40 Prozent gestiegen.

25. August 2016
Studie: Die Mehrheit der Deutschen ist gegen die Abschaffung von Bargeld. 44 Prozent der Befragten würden bei einer Volksabstimmung gegen ein Ende von Schein und Münze stimmen, 20 Prozent würden sich vielleicht dagegen entscheiden, wie eine Umfrage des Nürnberger Marktforschungsspezialisten GfK-Verein ergab.

1.September 2016
Bericht des McKinsey Global Institute (New York) über die Vorteile bargeldlosen Zahlungsverkehrs.

26. September 2016
Der frühere IWF-Chefökonom und Harvard-Professor Kenneth Rogoff spricht sich in seinem neuen Buch „Der Fluch des Geldes“ für die schrittweise Abschaffung von Geldscheinen mit hohem Nennwert aus. Obwohl immer mehr und bessere elektronische Zahlungsmöglichkeiten zur Verfügung stünden, nehme die Nachfrage danach in den meisten Industrienationen seit mehr als zwei Jahrzehnten kontinuierlich zu – und dieses Geld lande ganz überwiegend in „der Untergrund-Wirtschaft, wo es Steuerhinterziehung, Kriminalität und Korruption erleichtert“. „Viele der Argumente für die Beibehaltung von Bargeld in seiner heutigen Form sind oberflächlicher und weniger überzeugend, als sie scheinen“, schreibt Rogoff. Einen echten Zielkonflikt sieht er nur in Bezug auf Fragen von Privatsphäre und Anonymität: „Niemand möchte in einer Gesellschaft leben, in der jede kleine Regel und Vorschrift rigoros durchgesetzt wird.“

17. Oktober 2016
Berlin: In den Bürgerämtern Moabit und Wedding beschweren sich Tausende, weil nur noch Kartenzahlungen möglich sind.

8. November 2016
„Eine kostenlose Bargeldversorgung wird es künftig nicht mehr geben“, sagt der Volkswirt Dirk Schiereck, Professor am Lehrstuhl für Unternehmensfinanzierung an der Technischen Universität in Darmstadt. Der Experte geht davon aus, dass die deutschen Kreditinstitute künftig flächendeckend für das Abheben von Bargeld am Automaten Gebühren verlangen – in Skandinavien gebe es solche Entgelte bereits.

8. November 2016
Die indische Regierung erklärt ohne Vorwarnung alle Geldscheine im Wert von mehr als 100 Rupien (1,38 Euro) für ungültig. Neues Bargeld erhält nur, wer die alten Scheine vorher auf ein Konto einzahlt. Ziel der Aktion ist es, die bei Fiskus und Behörden nicht gemeldete Schattenwirtschaft einzudämmen.
Die alten Noten sind gegen neue zu tauschen, wobei der rechtmäßige Besitz geprüft würde. Mit dieser Maßnahme wollte die Regierung gegen Steuerhinterziehung, Geldfälschung und die Finanzierung terroristischer Aktivitäten vorgehen. Dabei nahm die Regierung in Kauf, dass mit einem Schlag 86 Prozent des umlaufenden Bargelds außer Kraft gesetzt wurde.

16. November 2016
Indiens Blitz-Bargeldreform hat das Land ins Chaos gestürzt. Eine Woche, nachdem überraschend alle großen Geldscheine ungültig wurden, sind die Banken noch immer heillos überfordert. Der Unmut steigt. Vor dem Eingang der Filiale der Deutschen Bank in Neu Delhi wird es laut. Ein großer Mann mit Turban hält am Dienstag fluchend einem Mitarbeiter einen Zettel vor das Gesicht. „Ich warte seit mehr als zwei Stunden“, ruft er. „Ständig werden Leute vorgelassen.“ 10.000 Rupien (rund 137 Euro) darf er an diesem Tag maximal von seinem Konto abheben. So steht es auf seinem Zettel mit der Wartenummer 437. Wenn er mehrere Stunden in der Schlange vor der Bank durchhält – und dann noch Bargeld verfügbar ist.

15. Dezember 2016
Wie aus einem Referentenentwurf des Bundesministeriums der Finanzen hervorgeht, soll die Grenze für anonyme Barzahlungen im Rahmen einer Ausweitung des Geldwäschegesetzes bis Mitte 2017 von bislang 15.000 auf 10.000 Euro gesenkt werden. Wörtlich heißt es dazu: „Aufgrund des mit hohen Barzahlungen verbundenen Risikos bezüglich Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung müssen Güterhändler geldwäscherechtliche Sorgfaltspflichten erfüllen, wenn sie Barzahlungen in Höhe von 10.000 Euro oder mehr tätigen oder entgegennehmen.“

28. Dezember 2016
Nach gewaltsamen Protesten behält die wichtigste Banknote Venezuelas zunächst ihre Gültigkeit. Präsident Nicolas Maduro gab den 100-Bolivar-Schein bis zum 2. Januar wieder frei. Seine überraschende Ankündigung, den Schein diese Woche aus dem Verkehr zu ziehen bevor neue größere Banknoten im Umlauf waren, hatte zu Bargeldengpässen und infolge dessen zu Plünderungen geführt. Seitdem intensive Staatskrise und Maduro massiv unter Druck, Proteste und Tote.

30. Dezember 2016
Seit der Verkündung der indischen Bargeldreform am 8. November haben das Finanzministerium und die Notenbank RBI zusammen mehr als 50 verschiedene Anordnungen erlassen, wie ungültige Scheine im Wert von 500 und 1000 Rupien (rund 7 und 14 Euro) umgetauscht oder bei der Bank eingezahlt werden dürfen. In teilweise täglichem Wechsel wurden Limits eingeführt, geändert und wieder verworfen.

1. Januar 2017
Seit heute dürfen in Griechenland nur noch Rechnungen bis 500 Euro in bar bezahlt werden. Davor waren es noch 1.500 Euro. Alles darüber muss per EC/Kreditkarte oder Überweisung bezahlt werden. Jetzt kommt aber noch ein neuer, fieser Schachzug, um das Bargeld ins Abseits zu stellen: Man muss bestimmte Summen im Jahr, gekoppelt ans Einkommen, via Plastikgeld bezahlen, um steuerlich nicht benachteiligt zu werden. Hier die Grenzen:
• Einkommen €7.000: mind. €700 via Kredit- oder EC Karte
• Einkommen €10.000: mind. €1.000 via Kredit- oder EC Karte
• Einkommen €30.000: mind. €4.500 via Kredit- oder EC Karte
• Einkommen €60.000 mind. €12.000
Wer dieses Limit nicht erreicht, wird hart bestraft, nämlich mit 22 Prozent Strafzins auf die Differenz.

23. Januar 2017
Roadmap der EU zur Einschränkung des Bargeldverkehrs, Fokus auf Terror.

5. Februar 2017
Studie: Neun von zehn Mittelständlern lehnen die Abschaffung des Bargeldes ganz klar ab, so der Bundesverband der mittelständischen Wirtschaft (BVMW).

5. April 2017
Der Internationale Währungsfond (IMF) in Washington hat ein Arbeitspapier zur Bargeldbeseitigung (de-cashing) veröffentlicht. In den Schlussfolgerungen stehen Ratschläge, wie Regierungen den Widerstand der Bevölkerung unterlaufen und sie über ihre wahren Absichten täuschen können. In „The Macroeconomics of De-Cashing“, empfiehlt IWF-Analyst Alexei Kireyev in seinen Schlussfolgerungen den Regierungen, die Bargeld beseitigen wollen, mit harmlos erscheinenden Schritten anzufangen.

5. April 2017
Die wissenschaftlichen Berater von Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) lehnen Bargeldbeschränkungen ab. „Es ist zu befürchten, dass solche Obergrenzen vor allem normale Bürger und normale Aktivitäten betreffen, da Schattenwirtschaft und Kriminalität sich der Überwachung leichter entziehen beziehungsweise alternative Zahlungsmethoden aufbauen können“, schreibt der Wissenschaftliche Beirat in seinem entsprechenden Gutachten. Zudem sieht er die geldpolitische Begründung sehr kritisch, die für eine Abschaffung oder Einschränkung des Bargelds genannt wird. Zwar sei es richtig, dass seine Existenz es der Zentralbank schwer oder sogar unmöglich mache, die Zinssätze deutlich unter null zu senken. Doch bezeichnen sie die Vorstellung als falsch, dass diese Grenze willkürlich sei und es gut wäre, wenn die Zentralbank die Zinsen deutlich unter null senken könnte. „In diesen Diskussionen wird die Bedeutung des Zinssatzes für das Finanzsystem vernachlässigt.“ Für das Finanzsystem seien Zinssätze von null oder gar negative Zinssätze sehr problematisch. „Je länger die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) andauert, desto größer sind die Gefahren für den Finanzsektor, denn die Bestände an neuen, mit zu niedrigen Zinssätzen vergebenen Krediten wachsen ständig an.“

7. Juni 2017
Das Magazin „Wired“ berichtet über eine Art DDR 2.0, die Flüchtlinge in einem jordanischen Flüchtlingscamp erleben, wenn Sie in dortigen Supermärkten einkaufen gehen: An den Kassen bezahlen die Menschen durch einen Scan ihrer Iris. Am Ausgang des Ladens steht eine Maschine, die das Auge des Geflüchteten scannt, dessen Identität und Kontostand überprüft. Alle Geflüchteten, die im Camp wohnen, wurden auf diese Weise von UNHCR registriert und die Lagerbetreiber haben Zugriff auf diese entstehende biometrische Datenbank.

26. Juni 2017
In Deutschland sind anonyme Barzahlungen über 10.000 Euro ab sofort nicht mehr erlaubt. Die entsprechende Grenze wurde mit der Umsetzung der vierten EU-Geldwäscherichtlinie in deutsches Recht von 15.000 auf 10.000 Euro gesenkt. Für Bargeldgeschäfte, die über dieser Grenze liegen, gelten künftig besondere Sorgfaltspflichten des Verkäufers. Unter anderem sind diese Geschäfte nicht mehr erlaubt, wenn sich der Käufer nicht durch Personalausweis oder Reisepass ausweist. Betroffen ist nach Angaben des Bundesfinanzministeriums der sogenannte Güterhandel, das sind beispielsweise Goldhändler, Schmuckhändler, Autohäuser und auch der Kunsthandel – nicht aber Banken und Sparkassen.

4. Juli 2017
OLG Stuttgart entscheidet: Bargeldverbot ist rechtens. Die Richter bestätigen die Auffassung des SWR, nach der Rundfunkbeiträge nur überwiesen werden dürfen. Der Südwestrundfunk (SWR) hat damit das Recht, die Barzahlung von Rundfunkbeiträgen abzulehnen. Ein Ausschluss der Barzahlung in der SWR-Satzung sei rechtens, so ein Beschluss des Stuttgarter Oberlandesgerichts. Eine Klägerin hatte die Ansicht vertreten, die Forderung nach bargeldloser Beitragszahlung verstoße gegen höherrangiges Recht. Die Richter sahen hingegen keinen Rechtsverstoß. Weder der Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union noch das Gesetz über die Deutsche Bundesbank verböten eine Forderung von Überweisungen. Dass Euronoten ein gesetzliches Zahlungsmittel seien, bedeute nicht, dass sie in jedem Fall angenommen werden müssten. Die SWR-Vorschrift zeige sich als „zweckmäßig, verhältnismäßig und angemessen, um das Massengeschäft der Beitragseinziehung zu organisieren“.

14. Juli 2017
Die Kreditkartengesellschaft Visa will laut CEO Al Kelly „Bargeld aus dem Geschäft drängen“. In Großbritannien und den Vereinigten Staaten können sich Restaurants einen Investitions-Bonus für kontaktlose Zahlungstechnologien sichern, wenn sie dafür dem Bargeld abschwören. In den USA beispielsweise verspricht Visa im Rahmen seiner „Cashless Challenge“ 50 Kleinunternehmen bis zu 10.000 Dollar für Investitionen in nötige Upgrades ihrer Bezahltechnologien, wenn diese dafür künftig auf Barzahlung verzichten. „Wir erklären Bargeld den Krieg“, sagt Visa-Sprecher Andy Gerlt.

19. Juli 2017
Eine von der EU in Auftrag gegebene Umfrage hat ergeben, dass sich eine überwältigende Mehrheit von knapp 95 Prozent der Befragten gegen Beschränkungen bei der Bargeldnutzung ausspricht. Demnach antworteten 94,94 Prozent der Befragten mit „Nein“ auf die Frage, ob sie der Einführung von Obergrenzen bei Bargeldzahlungen auf EU-Ebene zustimmen würden. Nur etwa 4 Prozent sprachen sich dafür aus.
Falls solche Restriktionen trotzdem eingeführt würden, sprach sich eine große Mehrheit von fast 50 Prozent für Obergrenzen über 9.500 Euro bei Bargeldzahlungen aus. Hier finden Sie das Abstimmungsergebnis.

16. August 2017
Laut einer Umfrage der Postbank würden nur 16 Prozent der Deutschen eine Abschaffung von Bargeld begrüßen. Auch jüngere Leute halten am Bargeld fest, aber hier könnten sich 27 Prozent ein Leben ohne Bargeld vorstellen.

21. August 2017
Kenneth Rogoff legt nach. Der Harvard-Professor fordert die internationalen Notenbanken auf, ihre Strafzinsen drastisch zu erhöhen und das Bargeld abzuschaffen. Wenn die Bürger nur noch „digitales Geld“ auf ihren Bankkonten haben, können sie sich drohenden Strafzinsen nicht mehr entziehen.

4. September 2017
In Wien tagt der Verein für Socialpolitik über alternative Geldformen und plädiert deutlich gegen jegliche Einschränkung des Bargeldverkehrs. „Keiner der von der Lobby angeführten Gründe gegen Brageld ist stichhaltig“, so der Schweizer Ökonom Hans Gersbach, unter anderem auch Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats des deutschen Wirtschaftsministeriums. Die kolportierten Vorteile der Abschaffung seien entweder nicht vorhanden oder sehr klein. Dafür würden die großen Vorteile des Bargelds verloren gehen: Man kann damit sehr einfach zahlen, Geschäfte sind sofort endgültig abgeschlossen und Bargeldzahlung ist anonym – „gemünzte Freiheit“ also, so Gersbach. Außerdem würden durch die Bargeldabschaffung neue Risiken entstehen. Zinssätze unter null würden die Instabilität des Finanzsystems deutlich verschärfen, weil kleine Zinsveränderungen die Vermögensbewertung in den Bankbilanzen stark ausschlagen ließe.

5. September 2017
Hans Kuhn von der Universität Luzern sinniert in der „Tiroler Tageszeitung“ über konkrete Modelle der schönen neuen Geldwelt. Sein Vorschlag: Jeder erhält ein Konto bei einer Notenbank, über das sämtliche Transaktionen laufen. Die Notenbanken würden so zu einer Art „Volksbank“. Technisch sei diese bereits heute machbar. Ein solches System ermögliche in Echtzeit einen vollständigen Überblick, was jeder Bürger mit seinem Geld mache.

7. September 2017
In seiner Kolumne auf Krautreporter (https://krautreporter.de/2087-das-bargeld-und-seine-herausforderer-erklart-von-a-bis-z) gibt Christoph Koch eine kurze Übersicht zum Stand der Bargeld-„Alternativen“. Und er gibt seinen, meist jungen, Lesern wichtige Argumente pro Bargeld an die Hand: „Ein Grund, der gegen das bargeldlose Bezahlen spricht: Der Mensch nimmt Ausgaben, die er mit Scheinen und Münzen tätigt, intensiver wahr als solche, bei denen er nur schnell eine Plastikkarte durchzieht. Die Gefahr, über seine Verhältnisse zu leben, kann also steigen. Forscher wie George Loewenstein ,Neuroökonom an der Carnegie-Mellon-Universität, sagen sogar, dass bei Barzahlung im Gehirn die Regionen stärker aktiv werden, in denen das Schmerzempfinden sitzt. ‚Kreditkarten betäuben den Schmerz des Zahlens praktisch‘, sagt Loewenstein. ‚Es fühlt sich nicht an, als würde man etwas aufgeben für den Kauf.‘“

15. September 2017
Auch die Bundesbank macht sich wieder stark für das Bargeld. „Bargeld ist nicht von gestern“, sagt ihr Präsident Jens Weidmann. Und verweist darauf, dass die Verbraucher gerade in Deutschland Scheine und Münzen nach wie vor schätzten. Bargeld werde bleiben, „solange die Bürger es wünschen“, so Weidmann. „Wir wollen den Bürgern die Zahlungsart ermöglichen, die sie sich wünschen.“

14. Oktober 2017
Gegenwind kommt von der französischen Beratungsfirma Cap Gemini und der Bank BNP Paribas. In ihrer gemeinsamen Studie sagen sie bargeldlosen Zahlungsmitteln weltweit alle zwölf Monate ein Wachstum von fast elf Prozent bis zum Jahr 2020 voraus. In den Industrieländern vollziehe sich der Umstieg langsamer, in Schwellenländern schneller.

18. Oktober 2017
Auf die Angst-Karte setzt die Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group (BCG). „Deutschland war einmal Vorreiter bei Innovationen im Zahlungsbereich und im elektronischen Zahlungsverkehr, droht aber jetzt den Anschluss zu verlieren“, warnt Niclas Storz, BCG-Seniorpartner im Report „Global Payments 2017“. Storz macht diese Entwicklung auch an der wachsenden Kluft zwischen Ländern im bargeldlosen Zahlen fest. BCG zählt Deutschland neben Italien und Spanien hier zu den Nachzüglern. Zwischen 2010 und 2016 wuchsen die bargeldlosen Zahlungen in Deutschland jährlich um 7 Prozent der Transaktionen pro Kopf. Und für die Zukunft ist BCG eher pessimistisch gestimmt. Bargeldlose Transaktionen sollen in Deutschland bis 2026 lediglich um jährlich 3 Prozent zunehmen.

24. Oktober 2017
Bei der Hamburger Sparkasse (Haspa) sind ab sofort Einzahlungen auf fremde Konten nur noch unter 1.000 Euro möglich; auf eigene Konten weiter unbegrenzt. Hintergrund soll angeblich eine entsprechende EU-Vorschrift sein.

8. November 2017
Ein Update zur Bargeldeinschränkung in Indien liefert die taz (http://www.taz.de/!5457943/): „Ein Bericht der Journalistenplattform The Wire belegt, dass fast 99 Prozent der entwerteten Banknoten auf Umwegen eingetauscht wurden. ‚Es hat uns noch korrupter gemacht‘, sagt die Journalistin Khanum. Denn jetzt könnten andere im Namen Armer Konten eröffnen und so Schwarzgeld waschen.“

14. November 2017
Laut einer aktuellen Umfrage, erstellt im Auftrag der Postbank, haben 53,3 Prozent der Bundesbürger nur noch Bargeld im Wert von bis zu 300 Euro zu Hause deponiert. 17,1 Prozent haben zwischen 300 und 999 Euro. 7 Prozent mehr als 1.000 Euro. Und nur noch ganze 1,8 Prozent horten mehr als 10.000 Euro unter ihrem Kopfkissen – vor allem Personen zwischen 50 und 59 Jahren aus Ostdeutschland. Menschen also, die sich noch daran erinnern können, wie es in totalitären Zeiten zugeht…

11. Dezember 2017
Die EU arbeitet an verschärften Bestimmungen für das Reisen mit Bargeld ins außereuropäische Ausland und bei der Rückkehr nach Europa. Das Komitee für Bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres plant demnach eine Revision der First Cash Control Regulation aus dem Jahr 2005. Diese sah noch vor, dass EU-Bürger Bargeld im Umfang ab 10.000 Euro beim Verlassen der EU oder bei der Rückkehr bei den Zollbehörden anmelden müssen. Die geplanten neuen Regeln sehen eine deutliche Verschärfung vor. Wie aus einer Veröffentlichung auf der Homepage des Europäischen Parlamentes hervorgeht, soll nicht nur die Schwelle von 10.000 Euro herabgesetzt werden, sondern auch die Definition von Bargeld erweitert werden.

18. Dezember 2018
Bundesbank-Vorstand Thiele zufolge könnte der 500er Schein in einigen Jahren möglicherweise ein Comeback feiern. „Die Entscheidung des EZB-Rates, den 500er nicht mehr auszugeben, bezieht sich nur auf die zweite Banknotenserie mit neuen Sicherheitsmerkmalen“, sagte Thiele. „Wahrscheinlich wird eine neue Banknotenserie im Euroraum im Laufe des nächsten Jahrzehnts kommen.“ Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hatte im Mai vergangenen Jahres beschlossen, die Ausgabe der größten Euro-Banknote Ende 2018 einzustellen. Zu diesem Zeitpunkt sollen die überarbeiteten 100- und 200-Euro-Scheine eingeführt sein. „Die Gestaltung der neuen 100- und 200-Scheine steht weitestgehend fest. Derzeit wird die Tauglichkeit für die Massenproduktion überprüft“, sagte Thiele.

2. Januar 2018
Propaganda der Boston Consulting Group: Wegen der Liebe zum Cash hinke Deutschland auch beim bargeldlosen Zahlen hinterher. Zwischen 2010 und 2016 stiegen die bargeldlosen Zahlungen nur um 7 Prozent der Transaktionen pro Kopf, wie jüngst eine Studie von BCG zeigte. Damit zähle Deutschland selbst in der Gruppe der „Cash-Loyalisten“ zu den Nachzüglern nach Portugal (9,8 Prozent) und Österreich (8,2). Nur Italien und Spanien liegen noch weiter hinten. „Restaurantbesuche und Lebensmittel werden in Deutschland mehr als doppelt so oft bar bezahlt wie im europäischen Durchschnitt“, sagt BCG-Experte Holger Sachse. Zudem hätten viele Verbraucher Bedenken bei neuen Verfahren. „Nur ein Viertel der Verbraucher glaubt, dass bargeldlose Zahlungen sicher sind“, erklärte er.

14. Februar 2018
Aktionärsversammlung von Apple: Tim Cook hofft auf Bargeld-Abschaffung. Beim Thema Apple Pay, dem mobilen Bezahldienst des Konzerns, der nach wie vor nicht in Deutschland verfügbar ist, hofft Cook weiterhin auf ein gutes Geschäft – und das soll offenbar auch aufgrund politischer Veränderungen wachsen. Er hoffe, dass er noch „die Eliminierung von Geld“ erlebe, so Cook – Bargeld, um genau zu sein. Apple Pay habe eine „außergewöhnliche Zukunft vor sich“. Er selbst habe allerdings geglaubt, dass mobile Bezahlungsmethoden sich schneller auf dem Markt durchsetzen.

15. Februar 2018
Yves Mersch, Direktoriumsmitglied der EZB, sagte auf einem Symposium der Bundesbank: „Es gibt kein Grundrecht auf Bargeld und Bargeldzahlungen.“ Zwar seien die von der Notenbank ausgegebenen Scheine die einzigen Banknoten, die von Rechts wegen als unbeschränktes gesetzliches Zahlungsmittel gelten. Doch in Geschäftsbeziehungen könne trotzdem anderes vereinbart werden. Es gebe schließlich eine Vertragsfreiheit. Trotzdem hält Mersch das Bargeld für schützenswert. Er verbindet mit Bargeld vor allem das Recht an den eigenen Daten. Bargeldzahlungen könnten nun einmal weder durch den Staat noch Dritte nachverfolgt werden. „Der Verweis auf die Privatsphäre mag einigen altmodisch erscheinen“, sagte der 68-jährige Luxemburger. Doch Bargeld schütze vor einem Überwachungsstaat und Meinungsdiktatur.

20. Februar 2018
Schweden brüstet sich gern als Vorzeige-Land beim bargeldlosen Bezahlen. Im ganzen Königreich verweigert eine wachsende Zahl von Geschäften und Restaurants die Annahme von Scheinen und Münzen. Verbraucher zahlen zunehmend mit Kreditkarten, Internet oder Mobiltelefon, Banken verzichten oft auf die traditionelle Kasse. Doch nun wachsen Zweifel, ob die rasante Entwicklung wirklich segensreich für das Land ist. „Wenn die Bargeld-Menge weiterhin so schnell schrumpft, wird es schwierig, die Infrastruktur aufrecht zu erhalten“, sagte Ökonom Mats Dillen gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg. Dillen ist Vorsitzender einer Kommission, die die Wirkung des Scheine-Schwunds untersucht.

5. April 2018
„Wenn die Bargeld-Menge weiter so rasant abnimmt, wird es schwierig, die Infrastruktur aufrechtzuerhalten“, sagt Ökonom Mats Dillen. Dillen ist Vorsitzender einer schwedischen Kommission, die die Auswirkungen der bargeldlosen Gesellschaft untersucht. Schweden könne in eine Negativ-Spirale geraten, die die Bargeld-Infrastruktur gefährde, warnte der Experte. Und auch bei der schwedischen Reichsbank wird man beim Kampf um die Zahlungshoheit langsam nervös: So empfiehlt Reichsbankchef Stefan Ingves der schwedischen Regierung, eine Bargeld-Grundversorgung für die Bürger zu garantieren.

18. April 2018
In Indien kommt es etwa eineinhalb Jahre nach der teilweisen Abschaffung von Bargeld zu einem landesweiten Bankrun. Bürger stürmen in mehreren Provinzen in die Geldhäuser, um ihre Ersparnisse von den Konten abzuziehen. Inzwischen ist in einigen Städten nicht mehr genug Bargeld vorhanden, um die Auszahlungen zu gewährleisten. „Das Land steuert auf ein sehr riskantes Szenario zu, weil die Bargeld-Knappheit das Vertrauen in das Bankensystem untergräbt. Wenn das noch etwa eine Woche so weitergeht, müssen wir uns Sorgen um die Sicherheit der Bankangestellten machen“, wird ein Sprecher der All india Bank Employees‘ Association zitiert. „Das Vertrauen in die Banken hat einen neuen Tiefpunkt erreicht“, wird ein Angestellter einer Beratungsfirma aus Mumbai zitiert, welcher 250 Kilometer aus der Stadt nach Süden reisen musste, um einen mit Bargeld gefüllten Bankautomaten zu finden.

24. April 2018
Die Verbraucher in Deutschland zahlen beim Einkauf immer seltener in bar. Das ist das Ergebnis einer vom Kölner Handelsforschungsinstitut EHI veröffentlichten Studie. „Mit Bargeld wird aktuell nur noch jeder zweite Euro im deutschen Einzelhandel umgesetzt“ – mit sinkender Tendenz, wie die Kölner Handelsexperten betonten. Vor allem höhere Rechnungen würden inzwischen mit Vorliebe bargeldlos beglichen. Zwar ist Bargeld laut EHI nach wie vor das „beliebteste Zahlungsmittel deutsche Kunden“. Rund 77,2 Prozent der Einkäufe wurden 2017 damit bezahlt. Doch sind es inzwischen vor allem kleine Besorgungen, bei denen noch Münzen und Scheine zum Einsatz kommen.

11. Juni 2018
In der Tageszeitung „Dagens Nyheter“ hat der zuständige Parlamentsausschuss eine Bargeld-Pflicht für große Banken vorgeschlagen. Die Ansprüche klingen für einen Mitteleuropäer nicht sonderlich hoch: 99 Prozent der Schweden sollten innerhalb von 25 Kilometern Gelegenheit haben, an Bargeld zu kommen – also wenigstens an einen Geldautomaten. Banken könnten aber auch mit Händlern zusammenarbeiten oder eine eigene Filiale aufmachen. Dazu sollen große Banken mit Kundeneinlagen von mehr als 70 Milliarden Kronen (rund 7 Milliarden Euro) verpflichtet werden, ihren Kunden einen Bargeld-Service anzubieten. Ein Bericht des Parlamentsausschusses selbst spricht von „nennenswerten“ Kosten für das Bargeld, auf Kunden und Banken komme eine Mehrbelastung von 100 Millionen Kronen (rund 10 Millionen Euro) im Jahr zu. Der Schwedische Bankenverband protestiert schon mal: Es sei ungerecht, dass nur die großen Banken dazu verpflichtet würden. Das widerspreche EU-Recht.

25. Juni 2018
ine wachsende Zahl von Instituten verlangt inzwischen, mindestens 50 Euro aus dem Automaten zu ziehen. Vor allem Direktbanken gehen diesen Schritt, denn sie haben – anders als Sparkassen und Volksbanken – kaum eigene Automaten und müssen jedes Mal, wenn ihre Kunden den Service der Konkurrenz nutzen, Gebühren zahlen. Bei der ING-Diba, Europas größter Direktbank mit mehr als neun Millionen Kunden, gilt die 50-Euro-Mindestabhebung ab dem 1. Juli. Die Commerzbank-Tochter Comdirect und die Deutsche Kreditbank (DKB) handhaben das schon seit geraumer Zeit so. „Für jede Geldabhebung fallen Kosten bei uns an“, begründet ein Sprecher der ING-Diba den Schritt. „Die anfallenden Kosten sind unabhängig von der Höhe des abgehobenen Betrags. Viele Abhebungen mit kleinen Beträgen kommen daher für uns besonders stark zum Tragen.“

26. Juni 2018
In Europa steigt der Gebrauch von Münzen und Scheinen trotz mannigfaltiger Ansätze zur Einschränkung oder Abschaffung von Bargeld an. Wie der G4S World Cash Report berichtet, erreichten die Barzahlungen im Jahr 2017 einen Anteil von 79 Prozent an allen Transaktionen. „Die Menschen vertrauen dem Bargeld: es ist frei verfügbar, vertraulich, es kann nicht von Hackern manipuliert werden und es kann keinen Stromausfall geben“, sagt einer der Autoren der Studie. Selbst in Großbritannien, wo der bargeldlose Zahlungsverkehr auf dem Vormarsch ist, wurde Bargeld noch immer in 44 Prozent aller Transaktionen genutzt. Und obwohl der Gebrauch von Münzen und Scheinen dort seit Jahren zurückgeht, steigt die im Umlauf befindliche Geldmenge, wie aus Daten der Zentralbank hervorgeht. Auch die Anzahl der Briten, die nur mit Bargeld bezahlen, ist auf etwa 2,7 Millionen Bürger gestiegen.

31. Juli 2018
Einem internen Bericht der EU-Kommission zufolge wäre eine in manchen Kreisen diskutierte Bargeld-Abschaffung sinnlos und würde auf heftige Gegenwehr der Bürger stoßen. Aus dem Bericht an das EU-Parlament und den Rat geht demnach hervor, dass eine Bargeld-Abschaffung keinen Nutzen bei der Bekämpfung der Terrorismus-Finanzierung habe. Einer detaillierten Analyse der jüngsten Terrorangriffe zufolge hätten sich mögliche Barzahlungsbeschränkungen kaum auf die Kapazität zur Vorbereitung dieser Angriffe ausgewirkt, insbesondere angesichts des zu beobachtenden Trends der sinkenden Kosten von Terrorangriffen. Darüber hinaus wurden viele Transaktionen bei der Vorbereitung der jüngsten Terroranschläge mit nachvollziehbaren Zahlungsmitteln (Kredit- und Debitkarten, Banküberweisungen) durchgeführt, ohne dass die Banken Verdacht schöpften. Zudem hätte eine Bargeld-Abschaffung dem Bericht zufolge keine positiven Auswirkungen auf das Problem der Steuerhinterziehung. Zwar gibt es eine Korrelation zwischen der Verwendung von Bargeld in einer Volkswirtschaft und dem Ausmaß von Steuerbetrug, doch scheinen auch andere Faktoren eine wichtige Rolle zu spielen.

2. August 2018
Erstmals haben die Bundesbürger mehr als 200 Milliarden Euro an Bargeld zu Hause gehortet. Das geht aus einer Analyse von Barkow Consulting hervor. Danach dürfte das Bargeldvolumen zum Ende des zweiten Quartals hierzulande auf 202,3 Milliarden Euro gestiegen sein. Statistisch gesehen bunkert jeder der knapp 83 Millionen Deutschen 2449 Euro, vom Neugeborenen bis zum Rentner.

16. August 2018
Österreicher und Deutsche sind in Sachen Barzahlung in Geschäften europaweit führend. Das geht aus einer aktuellen Umfrage der Direktbank ING-Diba hervor. Je 48 Prozent der Landsleute und unserer Nachbarn verwenden beim Einkauf bevorzugt Scheine und Münzen. Im europäischen Durchschnitt liegt diese Quote bei 32 Prozent. Die Umfrage der ING-Diba wurde in 13 Ländern durchgeführt. Mit der Bankomatkarte zahlen die Österreicher derzeit 28 Prozent ihrer Einkäufe, die Kreditkarte kommt hingegen mit 15 Prozent nur halb so oft zum Einsatz. Sonstige Zahlungsservices wie Kundenkarte oder Banken-App machen hierzulande nur neun Prozent der Transaktionen aus.

11. September 2018
Die Sparkasse Bochum stellt die Bargeldauszahlung um. Betroffen sind immerhin elf von 45 Geschäftsstellen. Dort können die Sparkassen-Kunden jetzt kein Bargeld am Schalter mehr abheben. Seit Anfang dieses Monats ist das dort ausschließlich am Geldautomaten möglich. „Unsere Sparkassenberater vor Ort gewinnen so mehr Zeit für die Kundenberatung, unterstützen aber selbstverständlich bei Bedarf jederzeit bei der Bedienung der Automaten“, sagte eine Sparkassen-Sprecherin.

19. September 2018
„Bargeld ist zwar eine typisch deutsche Sache, aber irgendwann werden sich auch die letzten Bargeldfreunde umstellen müssen. Der Trend geht nämlich definitiv zum bargeldlosen Bezahlen“, sagt Werner Neus, Professor am Lehrstuhl für Bankwirtschaft an der Universität Tübingen. Im Jahr 2017 bezahlte jeder Deutsche im Schnitt 54,4 Mal bargeldlos – ein neuer Höchstwert. Bereits 2016 gab es in Deutschland 21,42 Milliarden bargeldlose Transaktionen mit einem Umsatz von 54,5 Billionen Euro.